Da ist er nun, der letzte Tag. Irgendwie bin ich schon erleichtert, denn das ständige hoch und runter geht langsam an die Substanz und forder seinen Tribut. Auch die Ungewissheit in der Früh, ob am Abend im nächsten Ort alles glatt läuft und die Reserven auffüllen kannst ist auch ein wenig anstrengend. Egal, für alles hatte ich bisher eine Lösung parat und die heutige Tour wird komplett anders - zumal wartet ein Hotel mit Dusche auf mich. Nach einer Nacht am Strand ohne Zelt, startete ich die letzten 21 Kilometer mit jeweils drei Auf- und Abstiege, ehe der Weg auf einem ewig weiten Plateau verlief. Dazwischen immer wieder kleinere Schluchten, als der nächste grosse Abstieg zum Meer folgte. An einem Hotel, welches nur mit Booten erreichbar ist vorbei und wie soll es auch anders sein, wieder hoch. Die Hitze donnert in den trockenen und staubigen Lavafelsen und meine Wasserreserven rinnen dahin. Auch mein Powerbank ist längst im minus Prozentbereich und mein Handy ist im Energiesparmudus für die letzten Fotos. Einen weiteren Abstige und einer verlassenen Bucht später, ist nun auch meine Motivation entgültig dahin - als hätte sich mein Körper mit meinen elektronischen Geräten abgestimmt. Ein Wegweiser versucht mich mit den letzten zwei Kilometern zu ispirieren, was nicht wirklich gelingt. Zu groß sind nun die Schmerzen an den Füssen und fluche dabei vor mir her. Nach einem letzten sehr gemächlichen Anstieg endlich der lang ersehnte Blick in den Hafen von San Sebastián - gerettet. Noch ein Foto an einer 125 Kilometer Markierung und dann ist er endlich da - der letzte Abstieg. Am Strand angekommen ist meine Freude riesengroß und die Schmerzen dahin. Es musste offensichtlich sein, denn eine Rettungsschwimmerin gratulierte und machte das Zielfoto von mir. Am liebsten in den Sand umfallen und ins Meer ziehen lassen. Ich habe es geschafft - 140 Kilometer (offiziell sind es 127, aber dazu mehr im nächsten Blog), mehr als sechstausend Höhenmeter, 7 Tage, 6 Nächte, 45 Stunden Gehzeit! Nun alles realisieren und die ganzen Eindrücke zusammenfassen - aber zuallererst ab unter die Dusche und endlich wieder kultiviert in die Zivilisation. Eine Ausführung meines Zustandes und eine Expertise von solch einer Fernwanderung unter extremen Bedingungen gibt es im kommenden Beitrag, welcher genüsslich am Strand unter Palmen auf Teneriffa und die Füsse dabei hochgelagert verfasst wird. Danke vorab für das Interesse und ich hoffe dir haben die Eindrücke via Text und Bild gefallen - über eine Nachricht freue ich mich jederzeit. Cheers!
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